Die Wiesn – Weltkulturerbe ohne UN-Siegel

Gespeichert von adminadmin am Fr., 04.10.2019 - 14:30

Die bier-revolutionäre Idee

Die Wiesn gehört der ganzen Welt: das bayerische Bierfest ist international, multikulturell, Völkerverständigung. Dabei begann alles ganz provinziell, damals anno domini 1810. Zu Ehren der Hochzeit des schmucken Thronfolgers Prinz Ludwigs mit seiner sächsischen Braut Therese organisierten die Münchner ein Pferderennen auf einer Wiese draußen vor der Stadt. Die wurde vom Volksmund daraufhin Theresienwiese oder mundartlich verkürzt "Wies´n" genannt. Und weil Braut bekanntlich von "Brauen" kommt und die Hochzeit so ein Gaudium war, wollten im Münchner mehr davon. Die bier-revolutionäre Idee des Oktoberfest war geboren. Da der bayerische Logik jedoch nach ihren eigenen Regeln und Gesetzen funktioniert, findet das Oktoberfest zum größten Teil im September statt. Sprich, es startet an einem Samstag Mitte September 12 Uhr und endet 16 Tage später am ersten Sonntag im Oktober. 
 

Ozapft is!

Und weil ein gut bayrisches Fest neben Bier und Blasmusik auch auf Beständigkeit und Brauchtum baut, beginnt das Fest mit einem ehernem Ritual: den Anstich des ersten Fasses nach der Holzhammermethode. Diese heikle Aufgabe obliegt dem Oberbürgermeister. Sitzt der Zapfhahn im Fass, dröhnt es freudig erregt durch das Festzelt: Ozapft is! Das Spektakel kann beginnen. Ab sofort wird nur noch in Hektolitern und zur Millionen Portionen gerechnet. Von Maß zu Maß, von Hax zu Hax verwandelt sich die Wies´n in ein vergnügt gröhlendes, einträchtig schunkelndes Freudenfest. 

Harry G kennt sich aus! 

Bierkrug, Brathendl und Riesenrad

Zwischen Bierkrug, Brathendl und Riesenrad tummeln sich jedes Jahr sechs bis sieben Millionen Besucher. Damit ist das Oktoberfest die mit Abstand größte Festbühne der Welt. Egal ob in Osaka, Brisbane oder Dallas: "oans, zwoa, gsuffa!" Hinter diesen drei Worten verbirgt sich eine kulinarische Vision von knusprigen Schweinshaxen, einem reschen Radi und überdimensionalen Riesenbrez'n. Und damit diese heftigen Gaumenfreuden leichter rutschen, gilt es die Speiseröhre mit einem Schwall Wiesnbier einzuölen. Doch Bier ist mehr als Spezi, Limo oder Kracherl. In dem gährigen Gebräu steckt ein Stück Völkerverständigung, ein Gleichnis brüderlicher Geselligkeit. Diese "bierige" Brüderlichkeit lockt die Besucher in Scharen nach Oberbayern und München. Und das trotz ständig steigender Preise.

Kein Zweifel, auf der Wiesn wird richtig Geld verdient. Im Schnitt liegt der Umsatz bei rund 250 Millionen Euro, drumherum kommen noch einmal zweihundert Millionen dazu. Die Berufung in den exklusiven und lukrativen Zirkel der Wies´n-Wirte ist heiß begehrt wie ein Sechser im Lotto. Die heimlichen Herrscher gestatten sich denn auch einen Triumphzug im Stil römische Cäsaren. Der Einzug der Wirte in die Wiesen Arena am Sonntag nach Eröffnung ist ein farbenfrohes Spektakel und mit viel Pacht und Traditionen. Tracht tragen auch die mit sechs, acht oder zehn Maß´n beladenen Kellnerinnen, die mit der Eleganz einer Primaballerina durch die dicht besetzten Bierbankreihen tänzeln und die Krüge mit Schwung auf die Biertische bugsieren. Prost! Und wenn die Blasmusikkapelle zum Klang der klirrenden Krüge den Marsch bläst ist der bayerische Bier Himmel zum Greifen nah.

Zahlen und Fakten


Wiesn Start war bereits im Jahr 1810. Heute erstreckt sich das Festgelände über eine Fläche von 31 Hektar. Veranstalter ist das Fremdenverkehrsamt der Landeshauptstadt München. Insgesamt arbeiten rund 12000 Personen in Gastronomie- und Schaustellbetrieben. In den 14 Festhallen mit zusammen knapp 100.000 Sitzplätzen wird ein spezielles Oktoberfestbier der sechs Münchner Grossbauereien mit einer Stammwürze von rund 13% ausgeschenkt. Als Alternative stehen antialkoholisches Bier, Limo, Wasser oder Spezi auf der Getränkekarte. Zum Bier schmecken bayerische Schmankerl wie Radi, sprich Rettich, Obatzta, ein eigenes angemachter Käse, Schweinswürstl, Brathendl, Ochsen vom Spieß oder Steckerlfisch.

Damit die Verdauung auch zu ihrem Recht kommt, stehen den Wies´ngeher 830 "Sitzplätze", 750m "Stehplätze" und 17 behindertengerechten Toiletten kostenlos zur Verfügung. Rund 80 Fahr-, Schau-, und Belustigungsgeschäfte fahren zur Wiesngaudi ein. Typisch für das Oktoberfest ist dabei die spezielle Mischung aus High-Tech und Nostalgie. Neben spektakulären Achterbahnen und Hightech-Karusellen finden sich auch Traditionsbetriebe die nur noch hier zu sehen sind: "Krinoline", "Flohzirkus", Pitt´s Steilwandfahrer und die Wies´n Institution: das Varietè Schichtl. Tipp: am Vortag unter der Woche kann man die Wiesn ohne Rummel und ohne  Mega-Stress genießen. An Familien-Tagen gibt es von 12 Uhr bis 18 Uhr ermäßigte Preise.

 

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