3000 Jahre Geschichte in Oberbayern (Überblick)

Gespeichert von Redaktion am So., 07.07.2019 - 18:26

Entdecke Oberbayern!

Was erwartet mich bei einem Besuch in Oberbayern? Gibt es hier Burgen? Alte Städte? Waren die Römer auch hier?

Man kann in München und Oberbayern ganze Urlaube "in der Gegenwart" mit Sport und Kulinarischem verbringen. Es lohnt sich aber – man sieht dann mehr – Oberbayern mal durch "die Brille der Geschichte" zu sehen. Wer weiss, vieleicht lässt sich was entdecken!

Im folgenden finden Sie hier die wichtigsten Stationen der Oberbayerischen Geschichte zusammengefasst:

  1. Oberbayern bis 1500 vor Christus
  2. bis 500 vor Christus
  3. Antike in Oberbayern
  4. Völkerwanderung
  5. Frühes Mittelalter
  6. Hochmittelalter
  7. Spätes Mittelalter
  8. Reformation Und dreißigjähriger Krieg
  9. Der Absolutismus
  10. Die Zeit unter Napoleon
  11. Der Deutsche Bund
  12. Das preußische Kaiserreich
  13. Die Räterepublik
  14. Die Weimarer Republik
  15. Bayern im Dritten Reich
  16. Bayern als Freistaat

Bis 1500 vor Christus

Eiszeitlich geprägte Landschaft -– Die eiszeitlichen Gletscher reichten weit ins Alpenvorland hinunter. Nach dem Abtauen der Gletscherzunge bildeten sich aus den Wassermassen bis 10000 vor Christus große Seen direkt am Alpenrand. 

Die neu entstehenden Flüsse wie Inn und Salzach mussten sich durch die zurückbleibenden Schuttmassen erst den Weg bahnen. Der Chiemsee blieb als größter der Seen bis heute erhalten; aus dem Gletscherschutt und Kies formte sich die hügelige Landschaft des Alpenvorlandes. 

Bis 500 vor Christus

Erste Siedler – Die Kelten ließen sich im gesamten Gebiet des Alpenvorlandes ab 700 vor Christus nieder, gründeten erst Siedlungen im Chiemgau, rodeten Wälder, und knüpften später Handelskontakte mit Norditalien.

Antike

Die Römer im Chiemgau – 113 vor Christus- durchzogen römische Truppen erstmals das Noricum während der römischen Auseinandersetzung mit den Cimbern.

15 vor Christus wurde der nördliche Alpenraum in das Römische Reich einbezogen. Daraufhin folgte die Stationierung von 1 bis 2 Legionen im heutigen Oberbayern. 15 vor Christus bis 200 nach Christus stabilisierte sich die römische Herrschaft im Gebiet rechts des Inns und es entsteht ein großes  Straßennetz zwischen allen wichtigen Orten.

Siedlungen und Einzelgehöfte werden gegründet, das Gebiet des heutigen Chiemgaus ist in der Provinz Noricum eingegliedert. 100 bis 180 nach Chr. werden der größte Teil der ehemaligen in Holz gebauten Kastelle in Stein gebaut. Die Gebäude auf  Höfen und Siedlungen erreichen einen hohen technischen Standard ( z.B. Fußboden-Heizung, Mosaiken usw.).

Völkerwanderung

Die Völkerwanderung – 350 bis 500 nach Christus: durch den starken Bevölkerungsdruck in den nördlich östlichen Grenzgebieten, inneren Querelen und Schwächung durch Machtkämpfe konnte das römische Reich die Gebiete nördlich der Alpen nicht mehr halten und zog sich aus den Provinzen zurück.

Neue Bevölkerungsgruppen und Stämme lassen sich im Gebiet des Chiemgaus nieder und übernehmen zum Teil die vorhandene Infrastruktur. Einige der großen Straßenverbindungen durch das Alpenvorland, welche heute bestehen, sind von den Römern eingerichtet worden.

Aus dem Gebiet des heutigen Thüringen wandern die Boier in das bayerische Gebiet ein.

Frühes Mittelalter

Die Agilofinger bauen Bayern – Ca 500 bis 788 nach Christus traten als erste Dynastie auf bayerischem Boden im 6. Jahrhundert die Agilolfinger hervor. Deren Politik bestand aus häufigen Bündnissen zu den Merowingern und damit gegen den Einfluss der Karolinger. Die Agilofinger betrieben die  Christianisierung des Alpenvorlandes mit den Gründungen der Kirchen-Bistümer Freising, Passau, Salzburg. 

Mit den östlich lebenden slawischen Völkern gab es häufig kriegerische Auseinandersetzungen sowie viele Stadtgründungen. Herzog Otto erließ im achten Jahrhundert eine erste Gesetzessammlung, die 'lex baiuvariorum' und kodifiziert das bayerische Stammesrecht.

Machtkämpfe mit den erstarkenden Karolingern führten zur Absetzung des letzten Agilofingers Tassilo III im Jahr 788. 

Hochmittelalter

Verankerung Bayerns im Kaiserreich –Die Karolinger übernahmen die Herrschaft in Bayern für die nächsten 200 Jahre. Durch die Krönung Kaiser Karls im Jahr 800 'rutscht' Bayern mit in das heilige römische Reich Deutscher Nation.

Verschiedene Familien übernahmen nach dem Tod des letzten Karolingers "Ludwig das Kind" die Herrschaft in Bayern. Die wichtigsten, die Salier und die Welfen, standen im 9. und 10. Jahrhundert in ständiger Auseinandersetzung um die Vormachtstellung.

Bayern erreicht in dieser Zeit seine größte Ausdehnung. Es reichte mit dem heutigen Altbayern und der österreichischen Tiefebene mit Tirol und Steiermark bis zur Adria. Das Chiemgau lag somit ziemlich genau in der Mitte Bayerns.

Spätes Mittelalter

Die Teilung des alten Bayerns und die Wittelsbacher – es gab fortwährende Konflikte der schwäbischen, bayerischen und fränkischen Dynastien. Durch Friedrich Barbarossa wurde die marcha orientalis (das spätere Österreich) und die Steiermark nach der Vereinbarung mit Heinrich dem Löwen per Schiedsspruch von Bayern abgetrennt.

Als Herzöge setzte man die Wittelsbacher fortan ein. Das Chiemgau wurde bayerisches Grenzgebiet und an der Grenze wurden verstärkt Befestigungen und Burgen (z.B. Burghausen) gebaut oder verstärkt.

Durch diverse Erbschaftsteilungen kam es während der nun folgenden Jahrhunderte zu vier Herzogtümern der Wittelsbacher in Bayern:  Niederbayern-Straubing, Niederbayern-Landshut, Oberbayern-Ingolstadt und Oberbayern-München.

Reformation Und dreißigjähriger Krieg

Religionskriege und Religionsfrieden – Die Zersplitterung der Wittelsbachischen Gebiete durch Erbschaftsteilungen, führten in ganz Bayern im ausgehenden Mittelalter zu ständig wiederkehrenden kriegerischen Auseinandersetzungen.

Durch ein Primogenitur-Gesetz, bei dem nur der Erstgeborene das Erbe antritt und sämtliche Geschwister ausgeschlossen bleiben, beendete Herzog Albrecht IV die Teilungen und vereinigte im Straubinger Erbfolgekrieg die Länder Altbayern. Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg gingen allerdings an Tirol verloren.

Die Jesuiten errichteten 1542 eines ihrer Zentren der Gegenreformation in Ingolstadt. 1570 wurden alle Lutheraner des Landes verwiesen und Bayern entwickelte sich zu einem der Zentren der Gegenreformation. Im Bündnis mit Kaiser Ferdinand II richtete sich der bayerische Herzog Maximilian I gegen die protestantischen Prager Stände und den pfälzischen Kurfürsten Friedrich.

Nach dem Sieg in der Schlacht am Weißen Berg 1620 wurde die Pfalz von Bayern besetzt. Maximilian erhielt vom Kaiser die Kurfürstenwürde. In den Auseinandersetzungen des Krieges wurden bayerische Gebiete von den Schweden 1632 und später 1648 nochmal  (alter Schwede!) stark verwüstet. Der Westfälische Frieden von 1648 bestätigte die Gebietsgewinne Bayern und das bayerische Kurfürstentum. 
 

Der Absolutismus

Bayern wird eine absolutistischer Staat – Nach dem Ende des 30jährigen Krieges folgte eine Phase der vergrößerten Machtfülle des bayerischen Hofes. 

Nach dem Vorbild Frankreichs erhob der Adel auch in Bayern absolutistische Machtansprüche, die soweit führten, dass der mit den Städten ausgehandelte Landtag nicht mehr einberufen wurde, und die Wirtschaftspolitik ebenfalls nach französischen Vorbild merkantilistisch umgebaut wurde. Machtzentrum war der Hof, Zentren Bayerns wurden die Höfe des Wittelsbacher Adels und somit hauptsächlich die Münchner Residenz.

Die Chiemgauer Gegend wurde Grenzgebiet zu den Salzburgern und Habsburgern. Im spanischen Erbfolgekrieg zogen die jeweiligen Truppen nur nördlich vorbei, sodass an den Folgen dieser Auseinandersetzung in dieser Gegend wenig Schaden genommen wurde.

Nach dem Bayerischen Erbfolgekrieg verlor zwar Bayern das Innviertel an Österreich, konnte aber seine Eigenständigkeit waren.
 

Die Zeit unter Napoleon

Territoriale Umwälzungen – Bayern hatte zu Zeiten des absolutistischen Europas starke Bindungen an Frankreich. In der darauffolgenden Zeit des napoleonisch geprägten Europas führte Bayern an der Seite des französischen Kaisers Krieg gegen Österreich und Russland.

Für Bayern führte die Politik Napoleons der Mediatisierung (Städte und Stände wurden lokalen Fürsten und nicht mehr den deutschen Kaiser unterstellt) und Säkularisierung (Auflösung weltlichen Eigentums der Kirchen) zu territorialen Gewinnen und nach der daraus folgenden Auflösung des deutschen Reiches zur Erhebung zum Königreich Bayern mit konstitutioneller Verfassung.

Die ehemaligen Salzburger Gebiete westlich der Salzach kamen während dieser Zeit an Bayern. Nach dem Andreas Hofer Aufstand verlor 1810 zwar Bayern Tirol, gewann aber unter anderem Teile um Berchtesgaden hinzu.

Beim Wiener Kongress entstand schließlich das bayerische Territorium mit seinen heutigen Grenzen. Unter Graf Montgelas und König Maximilian wurden die Grundlagen zum modernen bayerischen Staat mit Schulpflicht, Beamtentum und Abschaffung der Binnenzölle geschaffen.

Der Deutsche Bund

Einfluss Preußens wächst – Während dem Zerfall des Deutschen Reiches war Bayern 1815 dem Deutschen Bund, einer Art Nachfolge-Institution des Deutschen Reiches, beigetreten.

In einer ein halbes Jahrhundert bis 1888 andauernden Friedensphase kam es unter Ludwig II und Maximilian zu einer kulturellen Blütezeit und einem ersten wirtschaftlichen Aufschwung. Bayern blieb aber in dieser Zeit weiterhin ein Agrarstaat mit einigen indistruellen  Zentren.

Die Regierungszeit Ludwigs II führte zu einer Krise durch hohe Staatsausgaben aufgrund sehr großer Bauprojekte und der Anerkennung des preußischen Königs Wilhelm als deutschen Kaiser durch Ludwig. 

Das preußische Kaiserreich

Mit Preußen gegen den Rest – 1871 wurde Bayern Teil des Deutschen Reiches - während der bayerischen Finanzkrise gewann Preußen sehr starken Einfluss auf die bayerische Politik.

Die Industrialisierungsphasen nach 1871, die sogenannte Gründerzeit veränderte auch Bayern. Vorwiegend in den Städten hatte dies zur Folge dass z.B. durch Bau der großen Eisenbahnlinien die Innschifffahrt zum Erliegen kam und einige der Städte, wie Wasserburg und Kraiburg, vom Aufschwung nicht erfasst wurden.

Dadurch behielten sie ihre mittelalterliche Prägung. Das Ende des Ersten Weltkrieges markierte schließlich einen Wendepunkt in der bayerischen Entwicklung. Diese führte allmählich zum Ende des Adels in Bayern.

Die Räterepublik

Eine Episode der bayerischen Entwicklung – nach der Abdankung des Königs während der Novemberrevolution 1918 wurde Bayern Freistaat, also monarchiefreier Staat, dessen erste Ausprägung ein Rätestaat wird. Unter großer Beteiligung auch der Landbevölkerung im Chiemgau werden aller Orten Räte als Volksvertretung verschiedener Stände errichtet.

Bei der ersten Wahl gewann die konservative bayerische Volkspartei mit mehr Stimmen als die USPD Kurt Eisners, welcher kurz darauf in München ermordet wird. Danach kommt es zum Aufstand radikaler Kräfte in München, welche mit preußischen Truppen niedergeschlagen wird.

Die kurze Zeit später eingeführte Bamberger Verfassung bezieht sich nicht mehr auf das Rätesystem, sondern führt entsprechend der Weimarer Verfassung die parlamentarische parteiengeprägte Mitbeteiligung der Bevölkerung ein.

Die Weimarer Republik

Unruhige Zeiten –  Die ersten Jahre nach dem Krieg schlitterte Bayern haarscharf an einer Militärdiktatur vorbei, welche nur durch starke Interventionen der Berliner Zentralregierung unter Reichspräsident Ebert verhindern werden konnte.

Während dieser Zeit deuten sich schon die Vorzeichen kommender Zeiten im Hitlerputsch 1923 an. Deren Verharmlosung durch die bayerische Justiz und die auf Eigenständigkeit bedachte Politik der Regierung Held, machte am Ende des Jahrzehnts der 20er Jahre das krisengeschüttelte Bayern nicht zu goldenen Twenties.

Bayern im Dritten Reich

Vorgeschaltet gleichgeschaltet – nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erfolgte die Beseitigung der politischen Eigenständigkeit Bayerns innerhalb von nur einem Jahr.

Führende Nationalsozialisten kamen aus Bayern, Maßnahmen des Regimes wurden in Bayern häufig zuerst durchgesetzt. Hier fand die erste Bücherverbrennung statt, das erste Konzentrationslager in Dachau entstand hier, die Zerstörung von Synagogen wurde hier zuerst durchgeführt.

Aufgrund ihrer persönlichen Nähe zum Alpenraum leisteten sich Regimegrößen wie Hitler und Bormann luxuriöse Villen im Berchtesgadener Land.

Amerikanische Truppen bereiteten den Ganzen im Frühjahr 1945 eine Ende. Bayern war dem amerikanischen Sektor des Nachkriegsdeutschland zugeteilt .

Bayern als Freistaat

Von der amerikanischen Besatzungszone zur Europäischen Union – relativ bald nach der Kapitulation wurde mittels amerikanischer Hilfe das politische Leben wiederbelebt. 

Ende 1946 hatte Bayern seine bis heute geltende Verfassung des Freistaates Bayern. Der gewaltige Zustrom an Flüchtlingen aus osteuropäischen Gebieten führte zu außergewöhnlicher Tatsache von Stadtgründungen während der Nachkriegszeit. So entstanden aus ehemaligen Flüchtlingslagern Städte wie Waldkraiburg im Inn-Salzach-Gebiet.

Ab den 60er Jahren, seit der Wiederbelebung des Freistaates, verzog sich ein rasanter, in einigen Gebieten auch nachgeholter Wandel von einem Agrarstaat zu einem der führenden industriellen Ländern der Bundesrepublik.

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